Eingang in die Geschichte der Nordsee fand die Stadt Rungholt - sowohl in der Erzählung wie auch in der Realität. Der Legende nach besaß Rungholt schier unermessliche Schätze. Ihre Einwohner aber führten ein von Prunksucht gezeichnetes und aus kirchlicher Sicht gotteslästerliches Leben. Auf die Spitze trieben es einige Bauern, die während eines Trinkgelages ein Schwein extrem stark alkoholisierten. Anschließend drängten sie den geistigen Stadtseelsorger dazu, dem todkranken Tier die Sterbesakramente zu erteilen. Dem Mann Gottes jedoch gelang es, zu entkommen und sich in seiner Kirche zu verbarrikadieren.
In der Nacht wurde er während eines Traums vor einer herannahenden Katastrophe, die Rungholt heimsuchen würde, gewarnt, und so gelang ihm die rechtzeitige Flucht. Danach suchte Rungholt eine fürchterliche Sturmflut heim, in deren Verlauf die Stadt im Meer versank. Noch heute erzählen Einheimische, bei ruhiger See seien Rungholts Glocken unter Wasser zu hören. Ebenso würde sich die Stadt in der Johannisnacht - im Abstand von sieben Jahren - unversehrt aus den Fluten erheben.
In der Realität war Rungholt eher eine bäuerliche Siedlung auf der einstigen Landschaft Strand in der Nordsee vor Husum. Durch den Handelshafen war der Ort zu bescheidenem Wohlstand gelangt. Eines zumindest haben Legende und Wahrheit jedoch gemein: Die verheerende Sturmflut im Jahr 1634, die Burchardiflut, die das Schicksal der Inselortschaft besiegelte. Auch vor und nach diesem Ereignis verschwanden durch Sturmfluten Teile der Landflächen im Meer. Lagen einst zwischen 50 und 100 Marschinseln verstreut im Friesenmeer, so existieren heute davon lediglich noch zehn. Hooge, beispielsweise, verlor innerhalb von 450 Jahren über die Hälfte seiner Grundfläche.
Letzte Änderung: 28.06.2015