Die Geschichte der Halligen in der Nordsee begann am Ende der letzten Kaltzeit mit der Erwärmung des weltweiten Klimas. Ständig bedroht von Sturmfluten und Gezeiten entwickelte sich im Lauf der Jahrhunderte eine Zivilisation, die von Bauern, Händlern und Seefahrern begründet worden war. Heute sind von einstmals 50 bis 100 Marschinseln noch zehn verblieben. Besucher dieser Landflecken gewinnen faszinierende Eindrücke von der Fauna und der Flora im nordfriesischen Wattenmeer.
Vor etwa 10.000 bis 12.500 Jahren, am Ende der letzten Kaltzeit, begann der Meeresspiegel damit, um über 30 Meter anzusteigen. Dies geschah aufgrund der Erwärmung des weltweiten Klimas und dem damit verbundenen Abschmelzen der Eismassen. Die Nordsee überflutete dabei weite Teile des heute als Nordfriesland bekannten Gebietes zwischen Husum und Bredstedt sowie zwischen Niebüll und Leck. Verschont blieben nur die höher gelegenen Geestinseln Sylt, Föhr und Amrum. Dann, vor etwa viertausend Jahren, stoppte der Meeresanstieg.
Eingang in die Geschichte der Nordsee fand die Stadt Rungholt - sowohl in der Erzählung wie auch in der Realität. Der Legende nach besaß Rungholt schier unermessliche Schätze. Ihre Einwohner aber führten ein von Prunksucht gezeichnetes und aus kirchlicher Sicht gotteslästerliches Leben. Auf die Spitze trieben es einige Bauern, die während eines Trinkgelages ein Schwein extrem stark alkoholisierten. Anschließend drängten sie den geistigen Stadtseelsorger dazu, dem todkranken Tier die Sterbesakramente zu erteilen. Dem Mann Gottes jedoch gelang es, zu entkommen und sich in seiner Kirche zu verbarrikadieren.
Die klimatischen und meteorologischen Bedingungen auf den Halligen verlangten von den frühen Siedlern einen körperlichen hohen Einsatz. Betrieben wurde hauptsächlich Viehzucht, Ackerbau war nur auf höher gelegenen Gebieten, die mittels Gräben entwässert wurden, möglich. Ihre Häuser und das Vieh versuchten die Halligbewohner, mit Warften und Deichen zu schützen. Für die tägliche Ernährung war es nötig, Fische und Nordseegarnelen zu fangen, Vogeleier zu sammeln und Vögel zu jagen. Baumaterial war auf den baumlosen Marschinseln Mangelware und musste vom Festland herangeschafft werden. Als Brennmaterial im Winter und zum Verfeuern diente Schafkot, Kuhmist oder Seetorf.
Dauerhaft bevölkert wurden die Halligen vermutlich seit der Zeit der Wikinger, als sich Friesen hier ansiedelten. Im Mittelalter wurde das Land vom König der Dänen beherrscht, der ebenso als Herzog von Schleswig und als Lehnsmann des Kaisers des römisch-deutschen Reiches fungierte. Erstmals in Schriftform erwähnt wurden die Halligen im Jahr 1231 vom Dänenkönig Waldemar II. Sejr. Im ausgehenden 14. Jahrhundert entdeckte der Seeräuber Klaus Störtebeker mit seinen Männern, den Likedeelern, die Halligen als Versteck. Hier waren die Piratenschiffe mit geringem Tiefgang den schweren Kriegskoggen überlegen.